Mein Bewertungssystem:
Pflichtkauf: Sehr gutes Spiel, sollte jeder man gesehen haben.
Fanservice: Ein Spiel, mit dem sicher nicht jeder kann, dass aber für einige schon eine interessante Erfahrung sein kann.
Sammlerstück: Ein Spiel, dass wirklich nur die aller ärgste Sammler kaufen sollten. Vermutlich wird es in 20 Jahren mal was wert sein, wenn man es nie ausgepackt hat
zum vergessen: Ein wirklich schlechtes Spiel, dass nicht das Material wert ist aus dem die Verpackung besteht. Allein die Veröffentlichung grenzt schon an Körperverletzung.
Story:
Ein interplanetarischer Krieg tobt. Während einer Expedition auf einen fremden Planeten finden ein paar Forscher eine verlassene Raumschiffwerft einer hochentwickelten vor langer Zeit verschwundenen Alienrasse. Nachdem sie durch kriegerische Handlungen für 20 Jahre von der Erde abgeschnitten waren, erbauen sie ein Raumschiffsskelett in der Werft um zur Erde zurückzukehren. Dort angekommen erfahren sie, dass die Aggressoren, die Ur-Quan, dort nun den Ton angeben und die Menschheit und ihre Verbündeten versklavt haben.
Review:
Die Story ist klein, aber auch irrelevant, da es weniger um die Story geht, die das Spiel erzählt, sondern viel mehr um die Story, die man selber erzählt.
Das ganze Spiel rankt sich um das Erforschen eines überwältigend gigantischen Universums auf dem absolut jeder Planet und jeder Trabant angeflogen werden kann. Ob man landet oder nicht liegt ganz im eigenen Ermessen. In der Theorie kann man auf jedem Planeten laden, auf einigen wird man es jedoch aufgrund von Wetterverhältnissen, Hitze und/oder Tektonik nicht überleben. Ansonsten landet man mit einem kleinen Terrain-fähigen Fahrzeug und kann dort Rohstoffe einsammeln, unterentwickelte Aliens für DNA killen oder auch unverhofft auf andere weiter entwickelte Rassen treffen.
Wir haben hier also ein zu 100% begehbares Universum vor Augen, dass nur darauf wartet erkundet zu werden. Millionen von Planeten wollen von Rohstoffen befreit werden und viele hoch entwickelte Alienrassen suchen Verbündete – oder die letzten freien Menschen für Zielübungen.
Die höher entwickelten Alienrassen sind allesamt liebevoll gestaltet und haben ihre ganz eigenen Hintergrundgeschichten und Charakteristika. Eine der prägnantesten Rassen sind wohl die Spathi, die im Wesentlichen Würmer mit einem Auge sind, welche in Roboteranzügen sitzen. Diese Rasse ist beispielsweise von extremer Angst vor absolut allem gebeutelt. Man erfährt in Gesprächen viele lustige kleine Anekdoten, wie etwa, dass die Spathi jeden morgen ein Gebet sprechen: „Oh God, please don’t let me die today!“
Es gibt noch viele anderen sehr charmante Rassen, die man in sehr abwechslungsreichen und interessanten Gesprächen näher kennenlernen darf. Viele sind einem freundlich gesonnen, manche feindlich. Man kann sich die Gesinnung bei manchen sogar gewissermaßen durch seine Wortwahl aussuchen.
Star Control 2 überlässt uns ein gigantisches Universum als Spielplatz, dass in Größe, Artenvielfalt und charmantem Humor bis heute nahezu unerreicht ist und ganz locker und mühelos auch die, wegen der großen Freiheit, hoch gelobten Sandbox Spiele wie GTA 4 in die Tasche steckt – Star Control 2 erschien wohl gemerkt bereits 1992.
Aber da gibt es noch mehr, denn bislang haben wir gerade mal an der Spitze des Eisbergs gekratzt. Das Spiel besitzt auch noch ein recht durchdachtes, wenngleich auch einfaches Rohstoff und Handelssystem. Man kann sich zum Beispiel neue Geleitschiffe, neue Module für das Mutterschiff, mehr Crew, mehr Treibstoff oder Informationen kaufen.
Bei den Geleitschiffen ist man sehr auf die befreundeten Alienrassen und deren Technologie angewiesen um unterschiedliche und auch stärkere Schiffstypen zu bekommen.
Informationen sind nicht zu unterschätzen, da man es niemals schafft das komplette Universum zu erkunden und daher Hinweise braucht wo man am besten Rohstoffe ernten kann, und wo man welche Rasse oder Hinweise finden kann.
Die Erweiterungen braucht man um weiter und schneller fliegen zu können, oder in Kämpfen besser bestehen zu können.
Damit kommen wir zu den Kämpfen. Diese sind extrem gewöhnungsbedürftig und anfangs schwer bis unmöglich zu gewinnen. Aber man kann es schaffen, auch wenn letztlich oft Flucht die beste Lösung ist, besonders bei einer Konfrontation mit einer absoluten Übermacht. Zum Glück ist so was selten und kann weitestgehend auch vermieden werden. Später wird das Schiff wendiger und man bekommt mehr Feuerkraft. Das erleichtert die Sache etwas – zudem macht Übung den Meister, so wird man selbst einfach besser im Umgang mit dem, aus heutiger Sicht doch sehr veralteten Kampf- und Steuerungssystem.
Ihr solltet auch damit rechnen besonders anfangs oft an Planeten einfach vorbei zu fliegen, weil das Schiff nicht so will wie ihr aber das ist alles eine Frage der Übung.
Grafisch ist das Spiel natürlich nicht mit modernen Titeln zu vergleichen, aber es reicht und es passt alles sehr gut zusammen. Es gibt dem Spiel einen wundervoll trashigen Sci-Fi Look, wie man ihn etwa von einem Perry Rhodan Spiel erwarten würde (und ich liebe Perry Rhodan).
Wirklich Schlechtes lässt sich über das Spiel nicht sagen. Aus eigener Erfahrung muss ich zugeben, dass man anfangs durch die schlicht unbegreifliche Größe des Universums schon sehr eingeschüchtert sein kann. Das kann abschrecken. Ist man allerdings erst einmal im Spielfluss, dann beginnt man sich seine Gebiete abzustecken, Listen über besuchte Planeten und deren Eigenschaften zu führen. Nach den anfänglichen leichten Symptomen kommt dann auch schnell das typische Suchtverhalten.
Bevor ich dem Spiel nun seine verdiente Wertung gebe, gehe ich erstmal noch auf etwas anderes ein.
Star Control 2 war eine merkliche Inspiration für eine der besten Spiele Reihen der heutigen Zeit: Mass Effect. Mass Effect hat absolut seine eigene Identität, und ich will auch nichts schlecht reden, im Gegenteil, denn hier wurde nicht blind kopiert. Mass Effect hat Momente eingebaut, die man schon als Hommagen an Star Control 2 ansehen kann, wie etwa die Liaison mit Liara. Sogar das Landesystem des ersten Teils ähnelt Star Control 2. Im zweiten Teil hat man dann das Treibstoffsystem eingebaut – auch wenn es hier vergebender ist als in Star Control 2.
Hier hat man sich also das richtige Vorbild für das richtige Spiel gesucht. Wenn ihr also von Star Control 2 nicht genug bekommt, aber trotzdem mal was anderes sehen wollt, dann lege ich euch Mass Effect 1 und 2 wärmstens ans Herz.
Zusammenfassung und Wertung:
Pro:
+ Extrem großes Universum
+ Grandioser Humor
+ Viele charmante, bunte Alienrassen
+ Viel zu entdecken
+ Ausgeklügelt, einfach und doch tiefgründig
+ Viel Abwechslung
+ Viel Einfluss des Spielers auf den Verlauf des Spiels
+ Toller Retro-Look
+ Viele wundervolle kleine Details
Contra:
- Das Universum ist auf den ersten Blick überwältigend, das kann an der Motivation zerren
- Die Steuerung hat besonders im Kampf eine happige Lernkurve
Fazit: Ja, ich bin ein Star Control 2 -oholic!
Habt ihr gerade mal ein paar Monate nichts zu tun und sucht ein umfangreiches Spiel, dass euch nicht mehr so leicht loslässt? Dann habt ihr hier Zugriffsbefehl!
Bei mir läuft das Spiel, wenn ich gerade nicht viel zu tun habe am Lappy nebenher. Hyperraumsprung starten, ein wenig arbeiten, ein paar Planeten erkunden. Es ist einfach das Beste Spiel für fesselnde Stunden, oder ein wenig Rohstoffernte nebenbei.
Wertung: Pflichtkauf
Wobei das so nicht ganz stimmt, denn wirklich kaufen muss man es nicht mehr, da ein Team von engagierten Programmieren das Spiel in grafisch leicht polierter Form und für moderne Betriebssysteme im Internet kostenlos anbieten. Es ist absolut legal und lässt sich hier finden (http://sc2.sourceforge.net), unter dem Namen „The Ur-Quan Masters“.
Es ist tatsächlich das komplette Spiel ohne Abstriche. Ich empfehle auch sich den alternativen Soundtrack zu beschaffen, der Rockt!
Nun gibt es keine Entschuldigung mehr – viel Spaß beim zocken!
-Holger Sontag
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