Verfolgt man die Medienerstattung der letzten Tage könnte man meinen, dass das öffentliche Leben gerade zum Erliegen gekommen ist. Nichts geht mehr, nichts wird mehr gehen. Der Sommer wird zwar kommen, aber er wird nun doch eventuell ein Grad kälter. Mit einem kleinen Vulkan einfach die hart erarbeiteten Folgen des Klimawandels verloren. All die Mühen des CO2-Auspustens einfach umsonst. Vielleicht hätten wir uns sogar den Rußpartikelfilter im Auto sparen können.
Man denke nur an endlich wieder unbeschwertes, unbeobachtetes Rindfleischessen – ohne die lästigen Blicke der Umweltschützer, die uns mitteilen, wie viel CO2 eine Kuh um Jahr verbraucht.
Man halte in diesem Moment auch inne für die Gegner von Flughäfen. Jahrelanges demonstrieren in Bürgervereinen, Flugblattaktionen und Sitzstreiks völlig unnötig. Weil die Politik endlich Maßnahmen gegen die Landebahnen des Kapitalismus ergriffen hat? Mit Nichten. Vielmehr hat die Natur eingegriffen und sich auf die Seite der Flughafengegner geschlagen. Warum denn nicht gleich so, mag der gemeine Umweltschützer denken.
Bleiben wir in den spirituellen Welten. Sekten, Gurus und Prediger der Weltuntergangsszenarien sind die großen Gewinner. Endlich tut sich der Abgrund auf, an dem die Welt steht. Endlich zeigt sich die Hölle, in der wir eh alle landen werden. Herrlich, diese rot glühende Lava – ein Zeichen des Teufels. Die bebende Welt geht unter.
Ich sehe es schon vor mir: Wartelisten für die Aufnahme bei den Zeugen Jehovas und der Sonntagsgottesdienst überfüllt wie zu Weihnachten.
Lehnen wir uns aber zurück und versuchen wieder den Blutdruck in den Griff zu bekommen. Schließlich gilt es jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren.
Moment, Eilmeldung auf N-TV: Flughafen wieder offen. Verdammt, alle Aufregung umsonst.
Jetzt bleibt nur noch eines: Zu hoffen, dass das Internet zusammenbricht. Auf die Natur ist schließlich kein Verlass.